Zeit und Raum

Die lineare Zeit, mit der wir leben, ist eigentlich eine Illusion – und doch erleben wir täglich, wie sie vergeht. Manchmal scheint sie zu schleichen – sie scheint nicht vorwärts zu gehen, und manchmal scheint sie in einem Formel1-Wagen vorbei zu rauschen – meist in schönen Momenten, die wir genießen. Und unser „Zeit“gefühl ist subjektiv – was ich als „och, schon vorbei“ empfinde, ist für Dich möglicherweise das Gegenteil, schleichend und öde.

Zeit
Zeit und Raum


„Zeit ist relativ“, so Albert Einstein.

Und ja, das ist richtig, wir erleben das ziemlich oft. Die Rede hierbei – und bei dem Phänomen, das wir erleben – ist von der sogenannten Raumzeit.
Wenn die Zeit „rennt“, sind wir ganz im Moment, und wenn sie „schleicht“, sind wir außerhalb desselben, weil wir darauf warten, dass diese Zeit endlich vorbei ist.
Die Erklärung hierfür ist unser Fokus. Worauf wir uns konzentrieren, fokussieren – was wir beachten, dessen sind wir gewahr. Und wenn ich so richtig schön im Flow bin, im Hier und Jetzt, ganz bei dem bin, was ich gerade tue/erfahre/fühle/denke …, ist mein Fokus, mein komplettes Gewahrsein eben im Hier und Jetzt, im Moment – also in einem zeitlosen Moment des Jetzt. Ist mir aber öde und ich mag diesen Moment nicht, warum auch immer, dann liegt mein kompletter Fokus auf der Zeit und darauf, dass sie endlich vorbei geht … Die Sache ist klar 😊.

Wenn wir den Rahmen dieser Betrachtung weiter fassen, wird es noch verrückter. Als bewusster Mensch erlebe ich die Zeit nahezu immer als „rennend“ – ein Tag, ein Monat, ein Jahr – alles wie in einem Wimpernschlag vorbei. Und doch, wenn ich zurückschaue auf ein Ereignis, scheinen die zwei Wochen, die seitdem vergangen sind, wie eine Ewigkeit.
Und wenn ich mich zurückerinnere an eine Lebensphase, in der ich weniger bewusst war, schien die Zeit zu schleichen (vor allem von Montag bis Freitag). Im Rückblick jedoch kann ich diese Jahre bzw. Jahrzehnte auf einen ganz kurzen Zeitraum zusammenfassen. Es ist für mich unfassbar, dass das zum Beispiel 20 Jahre gewesen sein sollen.
Wenn ich aus der unbewussten Zeit etwas erzählen müsste, so fällt mir nicht viel ein, obwohl ich in dieser Zeit sehr viel mehr mit der Welt da draußen zu tun hatte als jetzt. Ich habe seitdem eine so große Strecke im Raum-Zeit-Kontinuum zurückgelegt, dass der Stecknadelkopf, der ohnehin verschwommen war, nicht mehr auffindbar ist.
In der jetzigen bewussten Phase sind meine Momente dagegen mit sehr viel (innerem) Er-Leben gefüllt. Ich bin (meistens) im Moment. Es sammeln sich wenige Erinnerungen an, weil es nicht nötig ist – in jedem neuen Moment gibt es neues Er-Leben, sodass nichts festgehalten werden muss.

Der obige Text ist von 2017.

Dann gab es die Phase, in der ich die Zeit beliebig dehnen konnte. Ja, wirklich. Ist man absolut gewahr im Hier und Jetzt und völlig und ganz bei dem, was man gerade tut/fühlt/denkt/erlebt/erfährt …, dann dehnt sich die Zeit. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, was in einer Stunde linearer Zeit alles gemacht werden kann, wenn man völlig gewahr und bewusst im Hier und Jetzt und absolut fokussiert bei dem ist, was gerade stattfindet.

Das ging so bis letztes Jahr.

Und jetzt, 2021, passiert es mir immer öfter, dass ich außerhalb von Zeit und Raum zu SEIN scheine … Ich kann oft überhaupt nichts mehr über Zeit sagen. Sie ist irgendwie abstrakt und ich verliere mein Gefühl dafür mehr und mehr. War der Tag lang? War er kurz? Der Januar ist schon vorbei? Ich kann nichts (mehr) dazu sagen – all das sagt mir nichts.
Ja, natürlich bin ich noch hier, in dieser 3D-Realität, und ja, natürlich mache ich verschiedene Dinge zu verschiedenen und oft auch klar definierten „Zeiten“. Ich koche, wir essen, ich gehe mit dem Hund, ich gehe einkaufen, ich stehe morgens auf, ich gehe abends ins Bett … alles mit einer gewissen Regelmäßigkeit, besser: in einem Rhythmus. Punkt ist – ich mache das in MEINEM Rhythmus. ICH habe das so festgelegt, weil es zu MIR passt.
Und ja, in dieser 3D-Realität mache ich Erfahrungen, dies ist die Erfahrungswelt.
Und doch … die lineare Zeit – sie ist weg, nicht mehr da, hat keinen Einfluss auf mich und mein Leben und ich kann wirklich nichts (mehr) dazu sagen – kein „Zeit“gefühl mehr, sondern ein Rhythmusgefühl … das Wort ist fremd, aber es passt besser.
Ich bin im Hier und Jetzt, die Zeit ist einfach weg … für mich.

Wie erlebst Du Zeit und Raum?

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